Gravesfragen im Recruiting
Das Gravesmodell (nach Prof. Clare Graves 1914-1986) ist ein Werte-Metamodell, ein Entwicklungsmodell für die Entfaltung der Persönlichkeit und für die Evolution von Kulturen und Organisationen.
Zum Verständnis der Grundlagen lest bitte bei Bedarf vorher: Einführung in das Gravesmodell
© 4.9.2011 Dipl.-Psych. Ralph Köbler
Hinter der praktischen Anwendung der Graves-Fragen steht ein handlungsdiagnostischer Ansatz. Die Motivationskraft der Graves-Ebenen werden in den Antworten und den körpersprachlichen Signalen der Befragten sichtbar.
Das Gravesmodell ist ein globales Modell der Werte-Entwicklung von Kulturen, Organisationen und einzelner Menschen. Graves-Fragen geben dem Interviewer eine enorme Menge an Informationen über die Bewerber. Graves-Level fokussieren auf Werte und Unternehmenskultur. Es geht um ein „Cultural Matching“ der Kandidaten mit dem Zielunternehmen.
Hinter der praktischen Anwendung der Graves-Fragen steht ein handlungsdiagnostischer Ansatz. Handlungsdiagnostik stellt praxisrelevante Handlungsmuster in den Mittelpunkt der Betrachtung, nicht fixe Eigenschaften. Handlungsmuster im Sinne der Graves-Diagnostik beziehen sich auf den Ausdruck von Wertemotivation durch konkretes Verhalten. Motivationskraft und Reifegrad des Ausdrucks von Wertemotivation in den unterschiedlichen Graves-Ebenen werden in den Antworten und den beobachtbaren, körpersprachlichen Signalen der Befragten sichtbar. Daher werden in den Fragetechniken spezifische Situationen beleuchtet („Critical Incident-Fragetechnik“), mit dem Ziel, unter die Präsentationsoberfläche der Bewerber zu blicken.
Generell sind bei den Graves-Fragen folgende Aspekte zu beachten:
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- Mehr als 70 % der Information über die Persönlichkeit der Kandidaten kommen aus deren nonverbalen Antworten!
Beobachten Sie besonders die ersten Sekunden nach einer Frage. Das Unbewusste antwortet schneller als das Bewusste - Beobachten Sie die Kongruenz der Kandidaten: Decken sich bei Antworten die Körpersprache bzw. der Stimmklang mit dem Inhalt der Botschaft?
- Wie aussagekräftig sind die Antworten zu den einzelnen Graves-Ebenen? Wird die Frage emotional angenommen und interessiert beantwortet? Wie ausführlich und emotional überzeugend sind die Antworten?
- Antworten die Kandidaten mit Graveswerten der gleichen Ebene oder weichen sie auf eine Graves-Ebene aus, auf der sie mehr Kompetenz haben? (z. B. Frage nach Graves3 und Antwort mit Graves5-Werten)
- Dissoziieren (die Frage emotional wegschieben), Depersonalisieren (persönliche Fragen nach eigenen Erfahrungen unpersönlich und generalisierend zu beantworten) und Theoretisieren ist bei Graves-Fragen ein Hinweis auf mangelnde Kompetenz und Stärke in der jeweiligen Graves-Ebene. Dies zeigt sich besonders bei den Vertiefungsfragen
- Mehr als 70 % der Information über die Persönlichkeit der Kandidaten kommen aus deren nonverbalen Antworten!
Zum praktischen Erlernen dieser Fragetechnik ist die Teilnahme am Seminar „Das Gravesmodell im Recruiting“ zu empfehlen.