Metaprogramm-Fragen - Eine Einführung

Im folgenden Artikel werden beispielhaft vier Metaprogramme im beruflichen Kontext erläutert.

HR-Management 4. Juni 2012 · 14 Min. Lesezeit · Ralph Köbler
Metaprogramm-Fragen Visualisierung

Was sind Metaprogramme?

Das Modell der Metaprogramme reicht zurück bis in die Forschungen von C. G. Jung („Psychologische Typen" – 1921). Später wurden in den USA die Arbeiten von C. G. Jung von Isabelle Myers-Briggs aufgegriffen und in einen psychologischen Persönlichkeitstest, dem Myers-Briggs-Type-Indicator (MBTI), umgesetzt.

Der MBTI war lange Jahre ein beliebtes Werkzeug in Personalabteilungen, wobei nach Angaben der heutigen Lizenzinhaber bis heute schon mehr als eine Millionen Profile ausgewertet wurden. Richard und Leslie-Cameron Bandler entwickelten in den 80er-Jahren die wichtigsten Metaprogrammfragen für den Einsatz im Coaching bzw. im direkten Gespräch.

Definition: Metaprogramme sind die am meisten unbewussten Filter unserer Wahrnehmung. Sie organisieren die Art und Weise, wie wir denken und uns motivieren. Die Ermittlung der „Metaprogramme" von Personen ermöglicht es festzustellen, durch welche Art der Information jemand motiviert wird.

Bei Metaprogramm-Fragen kommt es nicht so sehr darauf an, was der Gesprächspartner antwortet, sondern wie er antwortet. Folgende Vorinformationen sind zum Verständnis wichtig:

  • Jedes Metaprogramm bildet bei jedem Menschen ein Kontinuum
  • Vorhersagen sind nur im gefragten Kontext gültig
  • Metaprogramme sind zustands- und stressabhängig
  • Es gibt keine guten oder schlechten Metaprogramme
  • Eine „Erfolgspersönlichkeit" per se gibt es nicht

Metaprogramme in der Personalarbeit

In der Personalarbeit wird das Metaprogramm-Modell in vielen Unternehmen integriert angewendet:

Stellenprofildesign

Zuerst werden die relevanten Muster der vakanten Position definiert

Personalmarketing

Maßgeschneiderte Anzeigen sprechen die Zielgruppe effektiv an

Auswahlverfahren

Im Interview werden Topkandidaten identifiziert

Personalentwicklung

MitarbeiterInnen werden gezielt weiter entwickelt

Die vier wichtigsten Metaprogramme

Kernfrage: Motiviert sich eine Person, indem sie auf Ziele zugeht oder indem sie Probleme und Herausforderungen löst?

Hin-Zu (54%)
  • • Möchten etwas erreichen
  • • Gut mit Projektplänen
  • • Zielorientiert
  • • Zukunftsfokus
Weg-Von (46%)
  • • Probleme lösen
  • • Herausforderungen bewältigen
  • • Gut mit Hindernissen
  • • Gegenwartsfokus

Fragetechnik: „Was ist Ihnen in Ihrer Arbeit wichtig?" → „Warum ist Ihnen dies wichtig?"

Kernfrage: Wie trifft jemand Entscheidungen? Liegt der Referenzrahmen intern oder extern?

Internal (50%)
  • • Beurteilen selbst
  • • Benötigen wenig Lob
  • • Schnelle Entscheidungen
  • • Eigene Maßstäbe
External (50%)
  • • Feedback wichtig
  • • Benötigen Lob
  • • Offen für Feedback
  • • Externe Bestätigung

Fragetechnik: „Woher wissen Sie, dass Sie gute Arbeit geleistet haben?"

Kernfrage: Durch welchen Typ von Aufgaben wird die Person langfristig motiviert?

Optional (47%)
  • • Systeme entwickeln
  • • Neue Wege gehen
  • • Aufbauarbeit
  • • „Warum"-Einstellung
Prozedural (53%)
  • • Erprobte Methoden
  • • Tagesgeschäft
  • • Umsetzung
  • • „Wie"-Einstellung

Fragetechnik: „Warum haben Sie sich für Ihren aktuellen Arbeitgeber entschieden?"

Kernfrage: Ergreift eine Person die Initiative oder wartet sie darauf?

Proaktiv (41%)
  • • Macherpersönlichkeit
  • • Initiative ergreifen
  • • Spontan handeln
  • • Telefon bevorzugt
Reflektiv (59%)
  • • Gründlich analysieren
  • • Erst beobachten
  • • Durchdacht handeln
  • • E-Mail bevorzugt

Fragetechnik: „Beschreiben Sie mir Ihre typische Arbeitsweise."

Praktische Anwendung

Die Metaprogramm-Fragen helfen Ihnen dabei:

  • Tendenzen, Stärken und Potentiale zu erkennen
  • Arbeitsstile und Teamdynamik zu verstehen
  • Ein Erfolg förderndes Umfeld zu schaffen
  • Konfliktbereiche zu erkennen und zu entschärfen
  • Motivation zu verstehen und zu fördern

Persönlichkeitsentwicklung

In der Praxis ist zu beobachten, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen mit neuen Aufgaben weiterentwickelt. Eine erste Führungsaufgabe stärkt den internalen Anteil im Referenzfilter. Erfolge in einer neu begonnenen Verkaufstätigkeit führen zu einem proaktiveren Handlungsfilter.

Allerdings vollzieht sich eine derartige Persönlichkeitsentwicklung über Jahre Schritt für Schritt, kann aber z.B. über Mental-Coaching beschleunigt werden.

Metaprogramme in der Praxis erleben

Die Interviewtechnik der Metaprogramm-Fragen ist Bestandteil unseres Seminars „Das Gravesmodell im Recruiting".

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